DOKUMENTARISCHE FOTOGRAFIE

Maler oder Fotograf?

Er ist einer der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts und der Meister des „entscheidenden Augenblicks” , zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann „Verstand, Auge und Herz auf eine Linie zu bringen”. Er war auch der erste Fotograf, der im Louvre ausstellen durfte. Wenn man seine Bilder betrachtet, spürt man bei vielen, dass man selbst den eingefangenen Augenblick unbeachtet gelassen hätte. Neben dem besonderen Moment steht in seiner Bildsprache unverkennbar die Bildkomposition.

Der entscheidende Moment ist ein Begriff, den Cartier selbst prägte und damit den richtigen Augenblick bezeichnet, um auf den Auslöser der Kamera zu drücken. Laut Henri Cartier-Bresson ist Fotografie einfach, nämlich das Drücken des Auslösers zur richtigen Zeit. Was so banal klingt ist dennoch ebenso richtig wie komplex. Und überhaupt, wer würde es wagen, die Expertise des Mannes in Frage zu stellen, den viele als das „Auge des 20. Jahrhunderts“ verehren?

Natürlich verbirgt sich hinter der einfach klingenden Definition von Cartier-Bresson eine Menge mehr. An erster Stelle steht, dass man überhaupt in der Lage sein muss:

  • den richtigen Moment zu erkennen und
  • die Kamera bereit zum Abdrücken zu haben.

Die gute Nachricht ist, dass man seinen fotografischen Blick so schulen kann, dass man den entscheidenden Moment kommen sieht oder zumindest erahnt.

Der französische Fotograf war Zeitzeuge. Er dokumentierte und porträtierte politische Konflikte, gesellschaftliche Gefüge und das inne Gleich-, oder Ungleichgewicht. Diese leisen Schwingungen sind es, die seine Bilder ausmachen.


Matthias Schneege, der Werkstattleiter "Fotografie" an der HfK Bremen, hat die Entwicklung der Überseestadt über 14 Jahre fotografisch dokumentiert. Die Fotoserie steht auf der Shortlist für den Vonovia Award für Fotografie 2019. Damit gehört die Bildreihe zu den 25 besten der 230 Einreichungen für die Kategorie "Beste Fotoserie".