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Diego Velázquez, "Las Meninas", 1656

Diego Velázquez

Las Meninas, 1656

Öl auf Leinwand, 3,18 x 2,76 m

Museo del Prado, Spanien

Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Las_Meninas


Das Bild „Las Meninas“ des spanischen Malers Diego Velázquez entstand im Jahre 1656, kurz vor seinem Tod. Es bemisst 3,18 x 2,76 Meter und stellt ein Familienportrait dar. Das Werk ist in Öl auf Leinwand gehalten und hängt heute im Museum von Prado in Madrid in Spanien.

Diego Velázquez war ein spanischer Maler und galt als einer der wichtigsten Porträtmaler seiner Zeit. Darin konnte er sich auch oft genug üben, denn er war Maler am spanischen Hof des Königs. Dort musste der immer wieder aufs Neue die königliche Familie und ihre Gäste porträtieren. Auf dem Bild „Las Meninas“, was übersetzt „die königliche Familie“ heißt, hat er die Königskinder porträtiert.

 

Im Mittelpunkt des Bildes steht die Königstochter Margarita, ringsherum ihre Gefährtinnen. Im rechten Bildvordergrund ruht ein Hund auf dem Boden und man entdeckt zwei Hofzwerge. Im Bildhintergrund steht ein Mann. Ob er kommt oder geht ist nicht ersichtlich. Im linken Bildbereich steht der Maler selbst und zeigt sich bei der Arbeit an dem großformatigen Porträt.

Das Licht fällt von der rechten Seite durch ein Fenster ein und leuchtet die Königstochter Margarita hell aus, während der übrige Teil des Bildes eher dunkel gehalten ist. Insgesamt ist das Bild, gemäß den malerischen Gesetzen des Barock, in eher gedämpften Farbklängen gehalten.

 

In der Bildmitte steht Margarita und lenkt den Blick des Betrachters auf sich, auch, da durch die Komposition ein starker Hell-Dunkel-Kontrast entsteht. Über die Königstochter hinweg wandert der Blick zu den beiden Gefährtinnen links und rechts von ihr und schließlich vom Hofzwerg an ihrer rechten Seite der sein Blick ebenso wie Margarita zum Betrachter richtet, zu Velasquez selbst, in dessen Gesicht das Tageslicht nur noch schwach zur Geltung kommt.

 

Im Bildhintergrund ist links neben der Türöffnung in dessen Gegenlicht Situation ein Mann auf der Treppe steht, ein Spiegel an der Wand platziert, in welchem sich das Königspaar selbst reflektiert.

 

Das Bild ist kompositorisch proportioniert. Auf einer senkrechten Mittelachse steht im unteren Bildbereich die Königstochter. Der gesamte untere Bildbereich, der von ihr proportional eingenommen wird, steht im Verhältnis des goldenen Schnittes zum oberen Bildbereich. Ebenso steht der obere Bildbereich, der von der Decke des Raumes eingenommen wird proportional im Verhältnis des goldenen Schnittes zum unteren Bildbereich.

 

Die Verlängerung der Tiefenlinien münden in der hinteren Raumöffnung, in welcher ein Mann auf der Treppe steht. Es handelt sich um die Zentralperspektive.

 

Velázquez hat kein gewöhnliches Porträt angefertigt. Im Grunde aber tat er es doch, denn er malte die Königskinder. Auf dem Bild ist jedoch der gesamte Raum und sogar Velázquez selbst samt der Staffelei und Leinwand zu sehen. Das Werk entspricht also nicht einem gewöhnlichen Familienporträt, auf dem die gesamte Familie abgebildet ist. Hier ist das Atelier selbst zusehen und zeigt sogar den Maler bei der Arbeit.

 

Velázquez malt das Porträt offenbar vor einem großen Spiegel, so dass das Bild seinen Blick in diesen abbildet. Unklar bleibt, was der Spiegel neben der Tür zeigt. Die Kunstwissenschaft ist sich darüber einig, dass die Reflektion das Königspaar zeigt. Doch über die genaue Position beider sind sich die Interpretationen nicht einig. So besagt eine These, dass Velázquez im Grunde das Königspaar malt und sich dieser Ausschnitt der Leinwand im hinteren Spiegel wiedergibt. Eine andere These vertritt die Auffassung, dass das Königspaar Velázquez bei der malerischen Sitzung des Porträts zusieht. Ihre Position wäre in etwa dort, wo der Bildbetrachter selbst auch stünde.

 

Velázquez liefert mit seinem Werk Raum für Spekulationen. Er zeigt offenkundig die erhabene Tochter Margarita, wie sie durch das einfallende Atelierlicht in den Fokus der Betrachtung gerückt wird und damit erhaben Präsenz zeigt. Die Figuren um sie herum weisen darauf hin, dass es hier ausschließlich um sie geht. Und doch spielt Velázquez mit der Wahrnehmung des Betrachters. Denn weshalb das Königspaar im Spiegel zu sehen ist, bleibt offen. Wenn die These stimmt, dass sie den Werkprozess aus der Nähe verfolgen sollten, stünden sie direkt neben dem Betrachter. Der Winkel von der Position zur Reflektion im Spiegel ist allerdings so unklar, dass der Betrachter durchaus für einen Moment vermuten könnte, dass er selbst König oder Königin sei. Zumindest wäre er den beiden in diesem Moment sehr nahe. Das Bild ergreift den Betrachter und nimmt ihn mit in die dargestellte Welt Margaritas. Velázquez hat sich selbst ebenfalls ins Bild eingeschrieben. Zwar war er Hofmaler des Königshauses, galt aber nie als Künstler. Seine Arbeit genoss nie großes Ansehen. Er verwaltete überwiegend Bilder, die er für das Königshaus erwarb. Vielleicht hat er in diesem Bild all die subtilen Hierarchien dargestellt und sich vorwitzig unter dem kompositorischen Vorwand selbst verewigt.