FARBENLEHRE

Wahrnehmung und Beurteilungskriterien von farbigen Phänomenen

Farbe wird durch innere und äußere Eigenschaften im Auge des Betrachters evoziert (hervorgebracht) und ist ein „Ergebnis des Lichtes“. In der Kunst hat die Farbe verschiedene Funktionen übernommen. Zum einen kann sie ein fertiges Gebilde, z.B. eine Plastik bereichern, zum anderen kann sie ein Werk, das durch Zeichnung bestimmt ist, koloristisch ergänzen. Letztlich ist Farbe in der Gattung der Malerei auch das eigentliche Mittel der künstlerischen Aussage, indem ein Kunstwerk in erster Linie durch die Farbe entsteht.

Um zu einer gerechten Beurteilung der Farbe an Werken der Malerei zu kommen, ist ein mittleres Tageslicht, das Standortlicht, notwendig. Die Farbe kann auf zwei verschiedene Weisen wahrgenommen werden:

  1. BEGRIFFLICH SACHLICH
  2. PSYCHOPHYSISCH / URTÜMLICH

Mit „urtümlich“ ist gemeint, dass zum Beispiel die Farbe Rot nicht als Spektralfarbe verstanden wird, sondern als eine Farbe mit kraftvollem und lebendigem Ausdruck. Bei der visuellen Wahrnehmung kann eine Farbe niemals als das erkannt werden, was sie physikalisch ist. Das ist der Beweis dafür, dass die Farbe ein relatives Mittel in der Kunst ist (Kleint 1980:47ff).

KLEINT, Boris (1980): Bildlehre, Der sehende Mensch. Schwabe Verlag, 2. Auflage, Basel/Schweiz

Eine Beurteilung von Farbe erfolgt nach mehreren Kriterien:

  • Farbperspektive, Farbintensität
  • Luftperspektive
  • Komplementärkontrast
  • Kalt-Warm-Kontrast
  • Hell-Dunkel-Kontrast
  • Qualitätskontrast
  • Quantitätskontrast
  • Farbe-An-Sich-Kontrast
  • Farbklänge
  • Symbolfarbe
  • Lokal- oder Gegenstandsfarbe
  • Erscheinungsfarbe
  • Partitive Mischung (optische Mischung)

Simultan Kontrast (gleichzeitig)

Sukzessiv Kontrast (nebeneinander)


SIMULTANKONTRAST

Er ist nicht der Unterschied, sondern der wechselseitige Einfluss gleichzeitiger Empfindungen, wenn also zwei farbliche Reize gemeinsam auftreten. Er beschreibt somit die Wechselwirkung von nebeneinander liegenden Farbflächen bzw. die Kontraststeigerung oder die Minderung der empfundenen Farbintensität. Zu einem gegebenen Farbton erzeugt unser Auge immer gleichzeitig (simultan) dessen Gegenfarbe, wenn diese objektiv fehlt.

Unterscheiden sich die Farbfelder jedoch in ihrer Helligkeit oder Farbintensität stärker voneinander, so ist ihre Wechselwirkung kontrastreicher.

Das linke Porträt in der blauen Nouancierung ist in sich kontrastarm. Die Farben scheinen geradezu miteinander zu verschmelzen. Sie wirken insgesamt gleich intensiv. Durch das grau eingefärbte Porträt rechts in der Bildzeile, wird der Farbeindruck jedoch verändert, so dass das Hintergrundblau hier insgesamt trüber wirkt. Seine Farbintensität nimmt ab.

Wenn wir Farbe wahrnehmen, wird simultan die komplementäre Ergänzung mit wahrgenommen und über die Ausgangsfarben gelegt. Die Komplementärfarbe von Blau ist Orange. Das rechte Bild wirkt daher insgesamt wärmer. Dies ist besonders gut am Grauton zu erkennen, der in dem mittleren Bild insgesamt kühler wirkt.

Hier und dort findest du dazu anschauliche Beispiele.


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Basiswissen der Farbenlehre | J. Itten
Farbenlehre Theorie Basiswissen.pdf
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